Heike Ofenloch begeistert mit versiertem Gitarrenspiel und starkem Blues-, Jazz- und Swinggesang
Ein Gesamtkunstwerk mit Bibliser Beteiligung, Elvis-Lieder mit religiösem Inhalt aus Groß-Rohrheim und eine überraschende Jazz-Sängerin aus dem benachbarten Bürstadt: Das war das Programm am den sechsten Geburtstag der Offenen Bühne am Dienstag. Voll besetzt war der Nebenraum im Restaurant „Zorbas“, die Bühne war mit unterschiedlichen Instrumenten bereits zugestellt, als Heike Ofenloch aus Bürstadt dort ankam.
Mit dem Lampenfieber war abrupt Schluss: „Du bist jetzt dran“, sagte Eberhard Petri, Chef der Musikkiste. Dass sie sich „hochgeübt“ hat, glaubt ihr nach der Performance keiner, man musste glauben, das war schon immer so. Instrument, Stimme, die Person – alles passte. Begeistert lauschten die Gäste und die Mitglieder der Musikkiste, die allesamt selbst Musik machen, dem versierten Gitarrenspiel und der intensiven, perfekt zu den Blues-, Swing- und Jazzmelodien passenden Stimme.
„Die kommt einfach so von innen heraus“, stellte die Sängerin fest und sang weitere freie Interpretationen bekannter Lieder mit viel Gefühl. Dabei zeigte sie sich als Meisterin der sanften und der lauten Töne.
Vier Jahre professioneller Unterricht beim Jazz-Gitarristen Christian Lassen aus Lampertheim haben sie geprägt: „Ich hätte nie gedacht, dass ich sowas spielen kann“, erzählte die zweifache Mutter und Angestellte in der Tourist-Information in Lorsch. Es war ein Genuss fürs Gehör, der nach stürmischem Applaus zu einer Zugabe und am Ende der offiziellen Bühne-Spielzeit zu einer leisen Session „unplugged“ mit Eberhard Petri und Thomas Matthes führte.
„Alte Bekannte mit neuem Programm.“ Mit dieser Formulierung stellte Petri das Duo Thomas Matthes und Reinhard Pleil vor. Sie hatten Songs des „King of Rock“ einstudiert, die die tief religiösen Wurzeln von Elvis Presley zeigten. „Wir sind keine Prediger“, sagte Matthes. Allerdings war es mucksmäuschenstill, als beide Musiker zu ihren Gitarren griffen und die kernige Stimme von Matthes ertönte. „Crying in a Chapel“ mit Gänsehauteffekt, „Father along“ mit Besinnlichkeit und „Stand by me“ – gefühlvolle Interpretationen, die trotz oder wegen des christlichen Inhalts zum Träumen führten.
Auch die beiden hatten eine Premiere mit dabei: Reinhard Pleil zeigte sich als Hobby-Gitarrenbauer und hatte seine Version einer Steelguitar dabei. Zum „Sleepwalk“, der Zugabe, erschallten, gar nicht schlafwandlerisch, schwingende, langgezogene Töne, die an den Haarspitzen zu ziehen schienen. Der Applaus war den „alten Bühne-Hasen“ sicher.
Offene Bühne einmal ganz experimentell: „Sinneswandel“, das intuitive Orchester, zog auf die Bühne ein. „Malerei, Sprache und Poesie auf einem Klangteppich“, versprach Petra Kühner-Salomon und lud damit auf eine ganzheitliche Sinnesreise ein. Für die „Kunst aus dem Moment“ waren einige Bühnegäste wohl noch nicht bereit, denn nach einigen Tönen leerten sich die Tische im Lokal langsam.
Doch wer ausharrte und zu verstehen versuchte, hörte musikalisch durchaus interessante Kombinationen, vernahm Sprechgesang mit prägnanten Worten, die kritisch-grotesk Missstände anprangerten und sah Ausdruckstanz, der schon leicht ekstatisch anmutete. Mutig ein solches Projekt an einem derartigen Ort zu präsentieren.
Das fanden auch einige Gäste, denen die experimentellen Phasen zu lang waren. „Das ist hier der falsche Ort für sowas“, war ebenso zu hören wie „das sind alles Semi-Dilettanten.“
Sonntag (19.), 11 Uhr, Ohrenschmaus, Rathausscheune; Freitag (24.), 20 Uhr, Pizzeria Sicilia, Tri Engel-Konzert; Sonntag (26.), 19.30 Uhr, Rathausscheune, Kabarett mit Daniel Helfrich; Dienstag (4. November), 20 Uhr, Zorbas, Offene Bühne mit dem jungen, finnischen Meistergitarristen Petteri Sariola, Rosebud, Hans-Werner Brun und einem Musikprojekt von Andreas Cuntz und Reinhard Helfert.
sbi
10.10.2008