Offene Bühne: Musik und Comedy am ersten Abend nach der Sommerpause – Kraftvoller Auftritt von „Liz Verkannt“

Das Warten hat ein Ende: Die Sommerpause der Offenen Bühne im Groß-Rohrheimer Restaurant „Zorbas“ ist vorbei. Mit einem gemischten Stilangebot startete die monatliche Musik- und Kleinkunstbühne am Dienstag in die neue Saison.
Mit vier Jahren hat sie angefangen, Klavier spielen zu lernen, mit elf schrieb sie ihre ersten Songs, am Dienstagabend stellte die jetzt 20 Jahre alte Liz Klingenhöfer aus Schlüchtern einen Auszug aus ihrem Programm vor. Äußerlich eher zerbrechlich wirkend legte sie als „Liz Verkannt“ eine Kraft in die Texte rund um verhasste Lügen im Alltagsleben, die man ihr auf den ersten Blick nicht zutraute. Erwartet hätte man Inhalte um Liebe und Herzweh und nicht teilweise düstere Eigenkompositionen, die zum Bühnestart ein wenig schwer verdaulich ankamen, aber mit dem gebührenden Applaus honoriert wurden.

Sein man weiß nicht wievieltes Gastspiel mit frischen Gags gab der Comedian Matthias Jung. Mittlerweile ist er zwar nach Köln gezogen, innerlich aber noch immer in Hüffelsheim zuhause. Alles in der großen Stadt mutet noch seltsam und fremd an: „Komm ich in den Bioladen, da fragt doch tatsächlich eine Öko-Tante ob das Ei den auch von seinen Hühnereltern ‚gewollt‘ war“, erzählt er verdutzt. Lachsalven gab es erst, als er den Bio-Verkäufer zitierte: „Des woar ä Überraschungsei.“ Weil er noch so jugendlich wirkt, kommt er nicht in jede Disko rein, also verwickelt er den Türsteher kurzerhand in ein Gespräch über dessen Beruf: „Hast du früher schon die Türchen am Adventskalender bewacht? Oder: „Wenn der Lehrer dich zur Strafe vor die Tür schickte, hast du darin dann deine Berufung zum Türsteher gesehen?“ Junggesellen bereiten sich auf den „Ernstfall“ vor. Früchtetees werden „Heiße Liebe“ genannt, heißt dann ein Magen-Darm-Tee auch gleich „Alles muss raus“?

Den Telekom-Service-Menschen setzte Jung locker matt, als er dessen Fragen mit üblichen Telefon-Aussprüchen seiner Mutter beantwortet. Am Ende versicherte Jung den Bühne-Gästen: „Beruflich geht’s ganz gut, privat hätte ich mal gern wieder ne Frau.“ Die selbstverfasste Kontaktanzeige ließ kein Auge trocken.

Ganz ans Ambiente im Zorbas angepasst hatten sich die beiden Musiker von „Schlagsaite“ aus Darmstadt: Die Bouzouki erklang, Alexis Zorbas schien zu tanzen. Mit Gitarren und der Cavaquinho, einer brasilianischen Minigitarre mit Ukulelenklang entführten Marion Möhle und Thomas Memleb in die Stimmung des Südens. Gleich darauf fanden sich die Zuhörer beim „Bretonischen Frühstück“ wieder, um gleich danach die Herzenswärme „Calor de Corazon“ der Cavaquinho zu hören.

Alle fünf waren in Unterschiedlichen Formationen schon Gast auf der Offenen Bühne: ERICA, die neue Projektband mit Eberhard Petri (Musikkistechef und Jazzliebhaber), Rolf Lautenbach (leidenschaftlicher Trommler), Ina Burger (perfekt am Kontrabass), Carlo Wanger (eins mit dem Altsaxofon) und Andreas Degelow (Spezialist am Tenorsaxofon). Eine bunte Mischung von Freejazzkompositionen mit klangvollen Titeln wie „Im Vergnügungspark“ oder „Schwätz ich chinesisch?“ unterhielt bis zum Ende der Offenen Bühne.

sbi
5.9.2008