Offene Bühne: Gaby Borchardt vom Duo „New in Town“ bringt Publikum mit ihrer kraftvollen Stimme zum Träumen
Kein Schlagzeug, keinen großen Bühnenaufbau, lediglich einen Stuhl, Mikrofon, Notenständer und das E-Piano brauchten die „Stars“ der Offenen Bühne am Dienstagabend. Im Nebenraum des Zorbas spielte Thomas Martin aus Worms Gitarre in „Sauerkraut mit Nudeln-Manier“, das Duo „New in Town“ unterhielt mit sanftem Timbre in der Stimme, Willi Graf steuerte gewagte Interpretationen bekannter Welthits bei, und Tom Matthes setzte den rockig-bluesigen Schlussakkord mit Elvis- und Countrysongs.
Von allem etwas bot die Palette also, denn schon „Sauerkraut mit Nudeln“ passt eigentlich gar nicht zusammen, ist aber der Titel der Musikdarstellung von Thomas Martin. Nach der Trennung seiner letzten Band „Cosmic Ducks“ wandelt er auf Solopfaden und erprobte sein Einzelkönnen an den Groß-Rohrheimer Gästen. Das klang gar nicht übel, und auch die Erklärung, weshalb er den Menuetitel wählte, überraschte ein wenig: „Ich stecke an meine Akustikgitarre einen Verstärker und in den gleichen Ausgang mein Mikrofon“.
Die Selbstfindung begann mit dem gefühlvollen Song „Crossroads“, Kreuzungen. An einer solchen befindet sich Martin seit geraumer Zeit und sucht seinen Weg. Dabei kam dann auch der „Looper“ zum Einsatz, ein Gerät, das eingespielte Akkorde speichert und auf Knopfdruck wiederholt abspielt: „Ich hoffe ich treffe den immer zur richtigen Zeit“, scherzte Martin. Sozialkritisch zeigten sich die Texte bei „Speak out against the Madness“ oder auch „Pigs in the Sky“, wo Manöverflieger des Militärs beschrieben wurden. Der Applaus zeigte, das dem Publikum gefiel, was der Musiker zu bieten hatte. Brav bedankte sich Thomas Martin und richtete sein Wort an Andreas Cuntz, Gitarrenbauer und Musikkistemitglied: „Der hat die richtigen Hände für das Instrument, er hat aus Gitarrenstiefkindern schon beste Freunde für mich gemacht.“
Schon einige Tage schleppte Gaby Borchardt, unerwartet sanfte, aber dennoch kraftvolle Jazzstimme der Formation „New in Town“, eine Erkältung mit. Dennoch klang das Timbre angenehm zur Keyboardmusik von Jörg Kintopf. Stimmungsvolle Lieder erschallten, die den Nebenraum der griechischen Gaststätte sofort ins Ambiente einer rauchigen Jazzkneipe tauchten: Bei „Purple Rain“, Cry me a River“, „I can see clearly now“ von Johnny Nash und zum Abschluss „Route 66“ brachte Gaby Borchardt die ganze Bandbreite ihrer gewaltigen Stimme, die Gefühle weckte und das Publikum zum Träumen brachte.
Das Kontrastprogramm dazu kam von Willi Graf: Nach einigen gesundheitlichen Rückschlägen und zweimal verschobenem Auftritt griff er in die Saiten und machte auch mit seiner Stimme einen unverwechselbaren Eindruck. Westernstil mit „Some broken Hearts never mend“, Kris Kristoffersens „Help me make it through the night“ oder auch das in einer mutigen Eigeninterpretation vorgetragene „Hotel California“ von den Eagles erstaunten das Publikum.
Balsam fürs Gehör verströmte danach Tom Matthes, der kernigen Sound, rockige Elvis-Nummern und den absoluten Blues bei „Knockin’ on Heavens Door“ vermittelte. Rauch in der Stimme gab es bei „Stormy Monday“ und lautstarken Chorgesang der Zuhörer bei „Hoochie coochie man“. Elvismelodien lockten einen leicht ergrauten Fanclub, gelenkig aus den Hüften tanzend, auf den freien Platz vor dem Musiker, der sich dadurch noch zu weiteren Zugaben verleiten ließ.
Mit „That’s all right Mama“, war dann aber nach gut dreieinhalb Stunden endgültig Schluss im Zorbas.
Nächste Offene Bühne am 6. Mai (Dienstag) um 20 Uhr im Groß-Rohrheimer Restaurant Zorbas.
Sabine Weidner 05.04.2008