Dezember 2010
Die Tonarten „pullmoll“ und „tesamoll“ gibt es wohl nur bei Reiner Lenz, Jürgen Queißner und Thomas Heldmann: Die Papa Legba’s Blues Lounge gab sich die vergnügliche Ehre des Gastspiels auf der letzten Offenen Bühne in diesem Jahr. Und ihr Blues sorgte für gute Laune, spricht man klischeehaft doch eher vom ruhigen, melancholischen Musikstil „Blues.“
Heiter, witzig und optimistisch, gemischt mit unverkennbaren, spaßigen Überleitungen zog schon der erste Song in den Bann: „I ain’t gonna be your monkey man no more“, die Negativhommage an „dien geliebten Frauen, die doch auch Probleme machen können.
Untrennbar verbunden sind die Songs mit der spürbaren Harmonie zwischen den drei Freunden. Eine ordentliche Portion Humor gehört dazu, wenn die Herren aus dem Darmstädter Raum unterwegs sind und ihrem Namensgeber und Chef aller Musiker: Papa Legba, mit einer Menge Spaß am Spiel huldigen. Afrikanische Sklaven brachten die Erinnerung an Papa Legba, der übrigens wegen seiner Musikalität Chef aller Musiker ist, aus Ihrer Heimat mit. Heute wird Papa Legba erfolgreich mit guten Zigarren und Whiskey beschworen. Hatten die drei schon wieder mit Augenzwinkern geflunkert? Es klang zumindest ansatzweise glaubhaft, was sie erzählten und die Zigarre gehörte zwischen und nach dem Auftritt auch dazu.
Das Mysterium Bahn kam ins Spiel, als Queißner von einem verspäteten Zug nach einem Konzert in Klagenfurt sprach und das Lied „Mystery Train“ daraufhin Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn widmete. Zwischen allem Slapstick und den Späßen zählten auch Gefühle. Griffen die drei zu ihren Instrumenten, die sie perfekt beherrschen, schlossen sie beim Spiel die Augen und nicht nur die Finger wurden eins mit Gitarre, Harp, Maultrommel und Bass: der Blues riss mit.
„Jazz heißt eigentlich: jeder andere zuckt zusammen“, meinte Queißner lapidar und das Publikum lachte. „Everybody is trucking“ mit typischen Jazzakkorden war zu hören und niemand zuckte zusammen. Papa Jürgen Queißner spielte als Begleitung zu seiner Soul-Stimme die Blechgitarre, sein Lieblingsinstrument. Papa Reiner Lenz, den die Band wegen seiner 1,94 Meter Körpergröße als den „wohl größten Harmonika-Spieler Europas“ bezeichnet, brillierte mit Mundharmonika und Maultrommel. Papa Thomas Heldmann begleitete auf dem Kontrabass und stimmte, wie auch Lenz, von Zeit zu Zeit in Queißners Gesang ein.
Fetziger und lauter hatten „Railroad Crossing“ den Abend eingeläutet. Die fünf Musiker aus Darmstadt, Pfungstadt, Seeheim und Riedstadt fragten mehrfach: „Geht es euch noch gut?“ Keine Beschwerden vom mittelalten Publikum, das sich in den Songs durchaus wiederfand, klatschte und mitsang. „Mustang Sally“, „Supersticious“ und „Serenade“ von Steve Miller als Huldigung für die Lebenspartnerin von Sänger Sebastian Strauch, waren zu hören. Strauch bekannte: „Ich bin einfach froh, wenn sie dabei ist.“
Vom Rock ließ sich auch Soulstimme Heike Ofenloch aus Bürstadt mitreißen und stimmte ein, was nahtlos zu einer Session am späten Abend überleitete, wo dann auch die angekündigten Weihnachtslieder zu hören waren.