Musikkiste: Beim „Ohrenschmaus“ gibt es neben Musik von „Papa Legba’s Blues Lounge“ Blechkunst und Kulinarisches

Das Frösteln angesichts der Herbstkälte hatte am Sonntag keine Chance gegen die mitreißende Musik von „Papa Legba’s Blues Lounge“ beim dritten Ohrenschmaus des Vereins Musikkiste. Das Ambiente der Rathausscheune war der Ort für mehr als 100 Zuhörer, die zur Musik leckeres mexikanisch-hessisches Essen genießen konnten.
Nach dem ersten halbstündigen Musikintermezzo hatte dann auch die Sonne ein Einsehen und wagte sich wärmend hinter den Wolken hervor. Zwei IT-Manager und ein Architekt – Jürgen Queißner, Reiner Lenz und Thomas Heldmann – haben sich zusammengefunden und frönen einer ihrer Leidenschaften, dem Blues.

Dass es dabei auch zu keltischen und jazzigen Tönen kommt, stört nicht und ist beim Publikum sogar erwünscht. Mit dieser Mischung aus klatschbaren und locker swingenden Melodien, passgenauen Texten und viel Gefühl bringen die Drei aus dem Darmstädter Raum ihr Programm „Juicifiers on the Road“ an den Mann und die Frau.

Ganz und gar nicht wie aus dem Entsafter, das bedeutet „Juicifier“ nämlich, kamen die Klänge der Mundharmonikas, der Steelguitar und des Kontrabasses, nicht zerquetscht und saftlos, sondern mit Pep und Harmonie. Bereits aus verschiedenen Formationen bekannt, spielen Qeißner, Lenz und Heldmann, seit gut neun Monaten zusammen. Premiere hatten sie auf der Offenen Bühne im Januar.

„Die erste CD gibt es jetzt auch“, streute Jürgen Queißner, Kopf der Legba-Anhänger, locker die Eigenwerbung mit ins Programm – den Tonträger hatten sie natürlich mit ins Ried gebracht.

Um eine Woche Marokko und jede Menge Straßenmusikfertigkeiten sind die drei reicher: Queißner spielte in Nordafrika mit dortigen Musikern, zuhause tourten alle drei zusammen durch die Straßen deutscher Städte und sammelten  Erfahrungen.

Genauso locker unterhielt die Musik im Stil der dreißiger bis fünfziger Jahre, die die Musiker in drei Sets zu je gut einer halben Stunde spielten. Eigene Arrangements, komplette Eigenkompositionen von Reiner Lenz und etliche Soli später gab es den Papa Legba’s Boogie, und der begeisterte Applaus schallte durch die Rathausscheune.

Es gab viele Unterhaltungen, teilweise nach draußen in die Sonne verlagert; zahlreiche neue Gesichter gesellten sich zu den altbekannten, die zu jeder Musikkiste-Veranstaltung kommen.

Für den optischen Genuss der Gäste hatte der lokale Blechkünstler Christoph Menger eine Auswahl von Exponaten zusammengestellt und kurz vor Ohrenschmausbeginn in der geheizten Scheune an die altehrwürdigen Fachwerkbalken genagelt.

Der findige Künstler arbeitet mit Blechschere, Klebstoff und einer Menge Fantasie. Dabei entstehen Bilder aus gebräuchlichen Blechdosen von Coca-Cola bis zum Bier, Abbildungen der Natur, oder in Anlehnung an ein Label oder Bild auf der Dose eine Variation dazu. Mit dabei ist ein „Quadrichon“ aus Pepsi-Dosen: „Das hat schon Seltenheitswert“, erklärte Menger. Denn den Aufdruck gibt es in dieser Variante schon nicht mehr. „Der Baum“, „Die Stadt“ und „Mohnblumen“ sind ebenfalls aus farblich passenden Weißblechdosen entstanden – schön anzuschauen und käuflich zu erwerben.

Tom Kunzmann hatte schon Stunden vor dem Event den Kochlöffel geschwungen und für würzig-pikante Soßen, frische Salate und eine scharfe Suppe gesorgt. Bratwurst vom Grill und Tortillas mit und ohne Käse rundeten das Essensangebot ab.

Der Sonntagmittag in der Groß-Rohrheimer Rathausscheune war eine runde Sache, denn es passte alles: Musik, Gäste, Essen und Wetter.

sbi
20.10.2008